Montag, 2. März 2009

Feind Tinnitus



"Feind Tinnitus"


An einem Herbsttag im September kam mir bei einem Spaziergang diese spontane Idee:
Jetzt male ich den, der da in meinem Kopf herumspukt. Den Tinnitus!
Der Spaziergang wurde nur ein kurzer, denn es zog mich zur Staffelei. Ich wählte nicht lange die Farben aus, sondern malte sozusagen drauflos.
In Gedanken ließ ich noch einmal alle Zeit Revue passieren, in der ich „ihn” als Feind betrachtet hatte. Ich gab ihm damals im Stillen viele Namen wie: Störenfried, Quälgeist, Nervensäge. Und ich flehte ihn, natürlich auch im Stillen, immer wieder an: Lass mich doch in Ruhe, was willst du überhaupt von mir? Er ließ mich aber nicht in Ruhe, warum, das fand ich später heraus.
Ich malte den „Feind Tinnitus” in Gestalt von bedrohlich wirkenden Schlünden, die mich tief hinunterziehen wollten. Kränkliches Grün und viel Schwarz drückten meine Empfindungen aus. Aber auch ein wenig Licht befand sich in den Schlünden. Wollten sie mich damit locken, zu vertrauen?
Nein! Einem Feind vertraut man nicht! Heute denke ich anders darüber. Heute weiß ich diese Nervensäge zu schätzen! Nicht als Feind, sondern als Freund.
Und ein Freund muss ehrlich, bei Bedarf sogar unbequem sein.

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