Freitag, 6. März 2009

... den Berg im dunklen Tal erkennen...

... den Berg im dunklen Tal erkennen...


So viele Tage und Nächte verbrachte ich in Nebeltal. Die Luft wurde immer knapper, das freie Atmen war fast unmöglich. Die Angst hielt mich fest. Würde ich jemals wieder herausfinden aus dieser Dunkelheit?
Musste es noch einmal geschehen? Hatte ich nicht oft genug diesen Zustand erlebt? Warum bloß diese erneute Trauer? Warum bloß neue Einzelheiten, die hartnäckig in mein Gedächtnis zurückkehren wollten? Den Eingang versperren? Nein, unmöglich. Und nicht gut. Das wusste ich inzwischen. „Schau deinen Ängsten ins Gesicht. Laufe nicht vor ihnen davon. Sie holen dich umso schneller ein”. Ja doch, verflixt noch mal!
Die Trauer kommt immer wieder. Immer wieder, aber mit jedem Mal sanfter und liebevoller.
Komm also, du Trauer, wenn es denn sein muss. Ich gehe mit dir in das dunkle Tal.

Es ist heute solch ein wunderschöner Tag. Ich muss diese besondern Empfindungen, die in mir sind, schnell aufschreiben. Wieder einmal hat es sich bewahrheitet: Das tiefe Tal hat eine echte, wirklich wichtige Daseinsberechtigung! War man dort, ist der oft mit Mühe bewältigte Berg und die Aussicht von oben doppelt schön. Atemberaubend schön, wie man gern sagt. Und wie es hier wirklich zutrifft.
Ich kletterte in den letzten Tagen mühsam Stück für Stück den steilen Berg hinauf. Jeden Tag eine kleine Strecke. Manchmal mehr, manchmal weniger. Manchmal sogar einige Schritte rückwärts, das kommt von den Hindernissen, den Steinen im Weg. Man kann sie nicht immer umgehen. Meist muss man die Steine selbst aus dem Weg räumen. Man fragt sich: Werde ich jemals den Gipfel erreichen? Sollte ich nicht lieber bleiben, wo ich bin? Weiß ich denn genau, dass es da oben schön ist? Es kann auch zugig und kalt sein. Es können mir unbekannte Dinge begegnen. Will ich das? Es ging doch trotz Luftknappheit irgendwie immer weiter. Und der Nebel im Tal, hatte er nicht auch Vorteile? Nebel lässt die Umrisse verschwimmen. Nebel verhindert eine klare Sicht auf die Dinge. Manchmal wichtig, etwas eine Weile im Unklaren zu lassen, bevor man den Mut hat, es anzuscheuen
Weiter, Regina, es hat alles seinen Sinn. Glaube an dich. Schau vorwärts. Du selbst sagst doch immer, dass der Weg das Ziel ist! Also, was soll dein Zögern?

Gestern erreichte ich schon fast den Berggipfel. Heute bestaune ich die wunderschöne Aussicht. Heute erfreue ich mich an der klaren Luft. Heute sehe ich das Tal unter mir liegen und den Weg, der sich in vielen Serpentinen hinauf windet. Ich spüre, dass die klare Luft auch Kälte mit sich bringt. Doch davor kann man sich schützen.
Still danke ich für diese Erfahrung.
Nun frage ich mich ernsthaft: Warum diese Angst? Warum diese Zweifel am Erfolg, am Erreichen eines Ziels? Man müsste doch eigentlich nach all diesen wichtigen Erkenntnissen ganz bewusst in das dunkle Tal hineingehen. Damit man danach dieses wunderschöne Gefühl, etwas bewältigt zu haben, besonders intensiv erleben kann?
Das wäre eine gefährliche Gratwanderung. Bewusst etwas herbeiführen? Nein. Aber ganz bewusst auf die neue Herausforderung zugehen, aufrecht und offen. Das Tal im Berg und den Berg im Tal erkennen....
copyright by resehda

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