Sonntag, 16. Januar 2011

Lebensbäume

Mein Lebensbaum 1 
Ölgemälde



Als ich an diesem Oktobertag von meiner wöchentlichen Therapiesitzung nach Hause kam, war ich besonders niedergeschlagen. Erst jetzt schien mir bewusst geworden zu sein, was da noch tief in meinem Inneren hervorgeholt werden müsste. Nur mit Angst konnte ich daran denken. Ich setzte mich an meine Staffelei und hörte mir eine Meditationskassette an. Sie ließ mich meine Mitte finden und das Unterbewusstsein aktivieren..
Der Tinnitus verhielt sich dabei still, wie er das meist tat, wenn ich malte.
So entstand mein „Lebensbaum”. Ich brauchte dafür keine Vorzeichnung. Es kam mir vor, als würde der Pinsel meine Hand führen. War das möglich? Ich ließ es zu.
Die Äste meines Lebensbaumes sind auf der rechten Seite stärker ausgeprägt und vielfältiger verzweigt. Sie neigen sich der untergehenden Sonne zu. Die Wurzeln stecken tief in der Erde. Niemand soll sie sehen.
Ich war nicht gewillt, viel von meinem Inneren preiszugeben, auch meinem Therapeuten gegenüber noch nicht.
Einen „Aus-Weg” kann man im Bild nur mit Mühe erkennen. Die dunklen Farben erschweren die Suche. 


Mein Lebensbaum  2, Aquarell



Drei Jahre waren vergangen, seit ich den Lebensbaum Eins gemalt hatte. Nun wollte ich sehen, wie der zweite aussah. Zuerst einmal: Keine Ölfarben! Die wirkten in gewissem  Sinn starr.  Man konnte bei dieser Technik immer wieder etwas übermalen. Doch ich wollte das Leben so nehmen, wie es kam. Also sollte auch bei meinem  Baum nichts vertuscht werden. In dieser Zeit beschäftigte ich mich mit den 7 Chakren, den Energiebahnen des Menschen. So wählte ich die entsprechende Farbfolge aus: Rot für das Wurzelchakra bis hin zum Violett des Kronenchakras. Die interessante Aufgabe, die mich beim Malen erwartete, bestand darin, dass Aquarellfarben ein schnelles und spontanes Arbeiten voraussetzten. Trotzdem sollte der Lebensbaum aber als mein Baum erkannt werden. Während des Malens bemerkte ich mit Freude, dass mein Blick für Schatten, Licht, Perspektive, Räumlichkeit sich verändert hatte. Endlich sah ich, was mir oft verborgen geblieben war. Dem Rot des Wurzelchakras gab ich etwas mehr Raum als den anderen Farben. Doch alle verschmolzen harmonisch miteinander. Denn alle mussten vertreten sein, jede war wichtig.
Mein Baum hat viel Laub und ist etwas nach links geneigt. Ich war als Kind Linkshänder und musste umlernen. Wegen meiner Ungeschicklichkeit  wurde ich oft verspottet. Linkdatsche nannte man mich. Und ich schämte mich dafür.Nun aber nehme ich mich an, so wie ich bin.
Erstmalig gebe ich auf dem Bild mehr von mir, von meinen Wurzeln preis. Er, der Tinnitus, freut sich darüber.

2 Kommentare:

  1. Diese 2 Lebensbäume von Dir zeigen Deine Einstellung zum "Untermieter Tinnitus. Gehasst - Geduldet - Angenommen."!!! LhG Hajo

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  2. Dank dir, lieber hajo, sehe jetzt erst deinen Kommentar!!

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